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Der Klang der Stille

Diese Haltung können wir auf den Geist anwenden, indem wir das „Ich“-Bewußtsein benutzen, um Raum als ein Objekt zu sehen. Wir stellen fest, dass es in unserem Geist Gedanken und Gemütsbewegungen gibt - verschiedene geistige Zustände - die entstehen und vergehen. Gewöhnlich werden wir durch diese Gedanken und Gemütsbewegungen geblendet, abgestoßen oder begrenzt. Wir gehen von einer Sache zur anderen, reagieren, kontrollieren, manipulieren, oder versuchen sie loszuwerden. Und so haben wir nie irgend eine Richtung in unserem Leben. Wir sind davon besessen, diese geistigen Zustände entweder zu unterdrücken oder uns ihnen ganz hinzugeben - in diesen beiden Extremen sind wir gefangen.

Die Meditation gibt uns die Möglichkeit, den Geist zu beobachten. Die Ruhe des Geistes ist wie Raum in einem Zimmer. Sie ist immer da - jedoch sehr fein - sie ragt nicht heraus. Sie hat keine extremen Qualitäten, die unseren Geist stimulieren oder anziehen würde. Um sie überhaupt wahrnehmen zu können, müssen wir sehr aufmerksam sein.

Eine Möglichkeit, die Aufmerksamkeit auf die Ruhe des Geistes zu richten, ist, den Klang der Stille wahrzunehmen. Man kann den Klang der Stille (den ursprünglichen Ton, Klang des Geistes, oder wie auch immer wir ihn bezeichnen) sehr geschickt anwenden, indem wir ihn entstehen lassen, und unsere Aufmerksamkeit auf ihn richten. Er hat einen sehr hohen Ton, der schwierig zu beschreiben ist. Auch wenn Sie die Ohren zuhalten, die Finger gegen sie pressen oder unter Wasser sind, Sie können ihn hören!

Er ist ein Klang im Hintergrund, der nicht von den Ohren abhängig ist. Wir wissen, dass er von den Ohren unabhängig ist, weil wir diesen hohen, vibrierenden Ton auch hören, wenn wir sie ganz fest verschließen.

Indem Sie ihre Aufmerksamkeit eine Weile auf den Klang der Stille richten, beginnen Sie, ihn wirklich kennenzulernen. Sie entwickeln eine Art Kenntnis, in der Sie reflektieren können. Es ist kein konzentrierter Zustand, in den Sie sich vertiefen, es ist keine eingeschränkte Art der Konzentration. Der Geist ist konzentriert, in einem Zustand des Gleichgewichts und der Offenheit, statt in ein Objekt vertieft zu sein. Man kann diese ausgeglichene und offene Konzentration dazu benutzen, um Dinge in ihren Verhältnismäßigkeiten zu sehen - eine Art und Weise, um Dinge loszulassen.

Ich möchte Sie wirklich bitten, diese Methode des Wissens zu untersuchen, so dass Sie selbst erkennen, wie man Dinge loslassen kann - anstatt nur die Idee zu haben, „Sie sollten Dinge loslassen“. Vielleicht gewinnen Sie den Eindruck von der Lehre des Buddhas, dass Sie Dinge loslassen sollten.

Wenn Sie dann aber merken, dass Sie das nicht so leicht können, denken Sie: „Oh nein, ich kann die Dinge nicht loslassen“!  Diese Art des Urteilen ist nur ein anderes Ego-Problem, das Sie so erzeugen. „Alle anderen können loslassen, nur ich kann es nicht. Ich sollte loslassen, weil Ajahn Sumedho sagte, jeder soll loslassen“.

Dieses Urteil ist nur eine andere Manifestation von „Ich bin“ - oder etwa nicht? Es ist nur ein Gedanke - eine geistiger Zustand, der nur vorübergehend in unserem geräumigen Geist entsteht.

Raum um Gedanken

Nehmen Sie den einfachen Satz - „Ich bin“ - und beginnen Sie, den Raum um diese beiden Worte zu betrachten zu kontemplieren und wahrzunehmen. Anstatt nach etwas anderem zu suchen, halten Sie die Aufmerksamkeit auf den Raum um diese beiden Worte. Betrachten Sie das Denken an sich - untersuchen und erforschen Sie es wirklich. Plötzlich können Sie nicht mehr gewohnheitsmäßig Ihren Gedanken folgen; denn sobald Sie feststellen, dass Sie denken, hört das Denken auf. Sie fangen vielleicht an, sich vorzustellen: „Ich frage mich ob dieses oder jenes wohl passieren wird....Was ist wenn das geschieht...mambel, mambel...Oh, ich denke,“ und schon hört es auf.

Denken Sie etwas mit voller Absicht, um den Denkprozess zu untersuchen. Nehmen Sie den ganz gewöhnlichen Gedanken - Ich bin ein Mensch - und betrachten Sie ihn nur. Wenn Sie den Anfang davon betrachten, können Sie sehen, dass kurz bevor Sie sagen: - Ich - ein leerer Raum ist. Wenn Sie dann weiter in Ihrem Geist denken:-    Ich    bin    ein    Mensch    -  werden Sie Raum zwischen den Worten sehen. Wir betrachten die Gedanken, nicht um festzustellen, ob wir intelligente oder dumme Gedanken haben. Statt dessen denken wir absichtlich, um Raum um jeden Gedanken wahrzunehmen. Auf diese Weise beginnen wir, einen klaren Blick über die vergängliche Natur des Denkens zu bekommen.

Dies ist eine Möglichkeit der Untersuchung, um die Leerheit wahrzunehmen, die in unserem Geist entsteht, wenn keine Gedanken anwesend sind. Versuchen Sie sich auf diesen Raum zu konzentrieren - beobachten Sie, ob Sie den Raum vor und nach einem Gedanken wahrnehmen können?  Wie lange können Sie es tun?

Denken Sie: -      Ich         bin         ein        Mensch         -.

Kurz bevor Sie anfangen dies zu denken, verweilen Sie in diesem Raum, kurz bevor Sie es denken. Nun, das ist Achtsamkeit - nicht wahr?

Ihr Geist ist leer - aber da ist auch die Absicht zu denken. Dann denken Sie ihn - und wenn Sie ihn dann fertig gedacht haben, versuchen Sie in dem Raum am Ende des Gedankens zu verweilen. - Bleibt Ihr Geist leer? -

Der größte Teil unserer Leidhaftigkeit entsteht durch gewohnheitsmäßiges Denken. Wenn wir versuchen es auf Grund von Abneigung gegen das Denken anzuhalten - können wir das nicht - sondern wir werden immer weiter und immer weiter machen. Deshalb ist es wichtig, die Gedanken nicht loszuwerden, sondern sie zu verstehen. Und das tun wir, indem wir uns auf den Raum in unserem Geist konzentrieren, anstatt auf die Gedanken!

Unser Geist tendiert dazu, sich in Gedanken wie Zu- und Abneigungen für oder gegen Objekte zu verfangen - aber der Raum zwischen diesen Gedanken ist weder anziehend noch abstoßend. Zwischen dem Raum um einen angenehmen Gedanken sowie dem Raum um einen unangenehmen Gedanken gibt es keinen Unterschied - nicht wahr?

Wenn wir uns auf den Raum zwischen den Gedanken konzentrieren, werden wir weniger verwickelt sein in die Neigung bezüglich der Gedanken. Wenn Sie also merken, dass zwanghafte Gedanken wie Schuldgefühle, Selbstmitleid oder Gemütsregungen immer wieder aufkommen, dann versuchen Sie in der beschriebenen Weise damit umzugehen: Denken Sie ihn mit voller Absicht, bringen Sie ihn wirklich ins Bewusstsein - und nehmen Sie den Raum rundherum wahr.

Es ist wie das Betrachten von Raum in einem Zimmer - Sie gehen nicht und suchen nach Raum - oder? Sie sind ihm gegenüber einfach offen - denn er ist ja immer und ständig da. Er ist nicht etwas, dass Sie im Schrank, im nächsten Zimmer oder unter einem Baum finden - er ist genau hier und jetzt. Sie öffnen sich also seiner Anwesenheit und beginnen wahrzunehmen, dass er hier ist.

Wenn Sie sich immer noch auf die Vorhänge, die Fenster oder die Leute konzentrieren, werden Sie den Raum nicht bemerken. Sie müssen sich all dieser Dinge aber auch nicht entledigen, um den Raum wahrzunehmen.

Statt dessen öffnen Sie sich dem Raum - Sie bemerken ihn. Statt ihre Aufmerksamkeit auf nur ein Ding zu richten, öffnen Sie Ihren Geist vollkommen. Sie wählen sich kein begrenztes Objekt aus, sondern Sie sind sich des Raums bewusst, in dem dieses begrenzte Objekt existiert.

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