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Unheilsame Gedanken sollten wir loslassen. Ob wir stehen, gehen, sitzen oder uns hinlegen, in jeder dieser Körperhaltungen beschäftigen wir unseren Geist mit brauchbaren und guten Gedanken. Dann wird sich das Glücksgefühl von alleine einstellen. Sobald wir dies erkannt haben, wird der Geist fleißig darum bemüht sein,

auf der heilsamen Fährte weiterzugehen und gute Eigenschaften entwickeln. Vergleichen wir diesen Prozeß mit

der materiellen Welt, so ist es wie mit der Herstellung von Straßen, Autos, Flugzeugen, Schiffen Kleidern usw. Sorgfältige und wohlerwogene Gedanken werden gute Ergebnisse erzielen - günstige Produkte, die sich gut verkaufen lassen, werden uns reich machen. So verhält es sich auch mit unserem Geist.

Gute Gedanken werden unseren Geist leicht und glücklich machen - wobei schlechte und unheilsame Gedanken ihn leiden lassen. Wenn wir keine guten Waren produzieren, werden sie sich nicht verkaufen lassen. Wenn wir schlechte Dinge sagen, werden wir uns bald streiten und bekämpfen.

Und da Ärger und Haß nur Qual und Elend erzeugen, wird dieses Leiden sicher nicht ausbleiben! Wenn wir uns der Verrichtungen, die wir gerade ausüben, immer bewußt sind, wird die tägliche Ausübung der Meditation uns Glück und Zufriedenheit bringen. Achtsam beobachten wir: Wenn wir stehen, gehen, sitzen, liegen, essen, zur Toilette gehen oder unsere Hände waschen. Wir beobachten, wie der Geist denkt und mit welchen Themen oder Gedanken er sich beruhigen läßt. Egal, was wir gerade tun - wir sollten uns dieser Ausübungen ständig bewußt sein. Menschen, die das beachten, meditieren immer.

Kochen oder Abwaschen - es wird eine Übung des Samadhi sein. Wir sammeln unseren Geist, wenn wir ins Bad gehen oder die Toilette benutzen. Die Betrachtungen, die wir anstellen und das sich ständige Bewußt-Sein des Geistes ist unfehlbare Meditation. Man muß sich nicht irgendwo einschließen - ein weiser Mensch ist immer dazu fähig! Ein Ratschlag, den ich jedem von uns geben möchte: Wir sollten nicht nur auf die festgesetzten Zeiten warten, um zu meditieren - während wir dieses Buch hier lesen; wenn wir schreiben oder nähen oder sogar beim Schneiden unserer Fingernägel können wir die Entwicklung von Samadhi üben. Wir sind achtsam und konzentriert, das heißt, unser Geist ruht bei der Sache, die wir gerade tun.

Von unheilsamen Gedanken sollten wir uns fern halten, denn sie erzeugen nur immer Probleme, Sorgen und Kummer. Menschen, die aufmerksam in diese Weise über ihren Geist, über ihr Herz wachen und die sich der Geistesinhalte jeden Augenblick bewußt sind - ausgenommen sie schlafen gerade - werden immer gelassen und zufrieden sein. Die erleuchteten Meister (Ariya) und unsere ehrwürdigen Lehrer (Ajahn) haben sich auch in dieser Weise geübt. Im Herzen sind sie immer konzentriert. Sie unterhalten sich und befinden sich in Samadhi, weil sie sich an nichts stören oder jemanden belästigen würden. Achtsamkeit und Weisheit kontrollieren ständig diese Prozesse, daß sogar eine kleine Plauderei für sie Samadhi ist. Die ehrwürdigen Ajahns, die kürzlich bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kamen, waren auf den Tod vorbereitet. Ihr Geist war angefüllt mit Samadhi und sie waren bereit, jederzeit ohne Angst zu sterben! Weisheit war immer und ständig anwesend, um ihren Geist durch jenes Geschehnis zu führen. Sie waren bereit, jederzeit zu sterben, und da sie sich des möglichen Todes immer bewußt waren, konnten sie sich in diesem Moment einfach ihres Körpers entledigen, ohne Qualen zu erleiden.

Diejenigen, die sich nie im Geistestraining oder in der Entwicklung von Samadhi geübt haben, werden Schwierigkeiten haben, solch Dinge glauben zu können. Wenn sie durch Meditation ihren eigenen Geist niemals kennengelernt haben, kann man sowieso nicht von ihnen erwarten, solche Dinge zu verstehen.

Weil sich Gedankeninhalte ständig ändern, ist es für sie nicht vorstellbar, daß sich überhaupt jemand im Geistestraining üben kann. Wenn sich unser Herz an leidhafte Zustände hängt, leiden wir. Wenn es sich an glückliche Zustände hängt, ist es gelassen, glücklich und zufrieden. Die Herzen der Ajahns waren befreit und gelassen!

Wenn sich unser Geist in Samadhi befindet, meditieren wir ständig, die ganze Zeit. Ich habe über diese Dinge immer wieder Betrachtungen angestellt und erachte die Lehre des Buddha als sehr tiefgründig, weitreichend, schwierig und komplex. Es wird verständlich, wie die Reinheit des Geistes dieser vollkommen geübten und erfahrenen Ajahns sogar ihre Knochen durchdringt. Warum sind die Knochenüberreste, die in der Asche des abgebrannten Scheiterhaufens des ehrwürdigen Phra Ajahn Man[1] gefunden wurden, nun zu kristallähnlichen, reinen und weißen Relikten geworden? Die Reinheit ist nicht nur eine Angelegenheit des Geistes, sondern es scheint, als ob sie sogar Auswirkung auf die Knochen hat. Knochen sind Knochen, aber hier geht es um mehr. Wie tief und unergründlich dies doch ist! Es hat etwas mit Nibbana zu tun, oder etwa nicht? Buddhismus ist sehr tiefgründig.

Andere Religionen sind auf ihre Art und Weise auch gut. Wenn jemand einer Religion folgen will, so ist dagegen nichts zu sagen - es ist jedermanns eigene Angelegenheit.

Wir sollten uns dieser verschiedenen Eigenschaften (parisannuta) und den unterschiedlichen Gruppen bewußt sein, so daß wir uns auch in anderen Gesellschaften und fremden Ländern ohne Zank und Streit über irgendwelche Dinge, frei bewegen können....

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[1]  Ajahn Man Büridatta Thera (1870 - 1949): Einer der bekanntesten Meditationsmeister in Thailand. Er begründete die “Asketische Waldtradition“.